Am 12. August 2007 landete Christoph 3
nahe der Strauwecke mit Pilot und Notarztteam.
01.06.2008:
"Helikopter-Streichquartett"
über Bechtsbüttel am 17. Juni 2007
Am 17. Juni hatte am Braunschweiger Flughafen
die Komposition des bedeutenden zeitgenössischen Komponisten Karlheinz
Stockhausens "Helikopter-Streichquartett" deutsche Erstaufführung.
Bei dem Werk aus dem 29-stündigen
Opernzyklus "Licht", das 1995 in Holland uraufgeführt wurde, gehe
es um die Mensch-Maschine-Symbiose. Der "Licht"-Zyklus ist eine Oper
für jeden Tag der Woche, die vom Kampf des Erzengels Michael mit dem
Teufel handelt. Das Zwischenspiel aus "Mittwoch" aus "Licht", gespielt
in vier Hubschraubern, soll die Wende bringen.
Der Zyklus besteht aus unterschiedlichsten
kompositorischen Einfällen, was die Instrumentation wie auch
die Ausdehnung des Musikalischen betrifft, im Helikopter-Streichquartett
zeigt sich ein Extrem.
Es gehe darum, wie die zeitgenössische Kunst darauf reagiert, dass wir alle von Maschinen umgeben, von Maschinen abhängig, vom Rhythmus der Maschinen geprägt, vom Geräusch der Maschinen permanent umflutet sind. Es gehe darum, dass der Mensch ohne Maschinen heute geradezu unvollständig erscheine. Und es gehe um die große Sehnsucht nach Romantik trotz alledem. Um das Spannungsverhältnis zwischen "Hochtechnologie und blauer Blume" in der Moderne.
Vier Streicher des Braunschweiger Staatsorchesters,
Chello, Bratsche, 2 Violinen, sitzen in je einem Helikopter. Von dort führen
je ein Bildkanal und drei Tonkanäle zur Bodenstation. Ein Mikrofon
ist außen am Hubschrauber angebracht. Eins ist direkt mit dem Körper
des jeweiligen Instruments verbunden wie bei einer E-Gitarre. Ein drittes
haben die Spieler vor dem Mund, weil sie damit lautmalerische Geräusche
erzeugen. Auf dieser Tonspur kommt auch das Rotorengeräusch ins Spiel.
Die Tonkanäle werden von einem "Klangregisseur"
nach Anweisung des Komponisten zusammengemischt, dabei kann auch das Helikoptergeräusch
zur Auslöschung gebracht werden.
Das Publikum sitzt in einer Flugzeughalle
am Flughafen. Das Starten der vier Helikopter ist durch die geöffneten
Tore zu beobachten. Danach werden diese geschlossen, der Raum verdunkelt.
Stockhausens Konzert erlebt man auf 4 Video-Leinwänden und von 4 Boxentürmen.
Die Musik dauert 35 Minuten. Hinzu kommt
eine Einführung. Dreimal steigen die Hubschrauber auf (15, 17, 19
Uhr). Die 4 Helikopter fliegen in Formation einer Raute, einem religiöses
Symbol für die Gegensätzlichkeit.
Diese Gegegensätzlichkeit findet
sich in Musik und Technik, in Musikern in 600m Höhe oben und Zuhörern
unten am Boden,
Der technische Aufwand und damit die Kosten
seien immens, erklärte Orchesterdirektor Martin Weller vom Staatstheater
Braunschweig, ohne Zahlen nennen zu wollen. Wenn zu den drei Aufführungen
je 800 Zuschauer kämen, seien die Kosten gedeckt.
Mehr als 1000 Zuschauer sahen die drei
Aufführungen auf dem Braunschweiger Flughafen. Die Stadt Braunschweig
mußte zu ihrer Förderung von €55000 noch ihre Ausfallbürgschaft
für die Kostendeckung erfüllen (€15000).
Luciana Duta, zweite Geige, ist zufrieden: "Stockhausen hat die Geräusche der Gesellschaft mit Musik verbunden und selbst zu Musik gemacht. Es ist eine große Herausforderung, sie zu spielen. Die Inszenierung und der Aufwand sind selbst das Kunstwerk."
Stockhausens Werk überschreitet viele Grenzen, erstmals wird der gewohnte Aufführungsraum wie Konzertsaal oder Bühne am Boden aufgelöst und ins Unendliche verlagert, indem die Musiker gen Himmel entschweben.
Die Braunschweiger Zeitung schrieb: "Die Hubschrauber ziehen große Kreise. Sie müssen gerade fliegen und in Reichweite bleiben wegen der Mikrofone. In Formation fliegt die Flotte zurück zur Halle. Nach der Landung breitet sich der Genuss von Stille nach dem Sturm der Hubschrauber aus."
Stockhausen und Spiritualität : http://www.kath.ch/infosekten/text_detail.php?nemeid=33763
Nach Probeflug und Generalprobeflug am
16.Juni und 3 Performance-Rundflügen am 17. Juni 07 ist die Stille
im Luftraum über Bechtsbüttel wieder zum Genuß geworden.
Karlheinz Stockhausen (* 22. August 1928
in Mödrath, später Kerpen; † 5. Dezember 2007 in Kürten-Kettenberg)
gilt als einer der bedeutendsten Komponisten des 20. Jahrhunderts.
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