28.11.2015 ab 17 Uhr
 


Habt guten Abend, alt und jung
bin allen wohl bekannt genug.
Von drauß vom Walde komm ich her;

ich muß Euch sagen es weihnachtet sehr!
Allüberall auf den Tannenspitzen
sah ich goldene Lichtlein sitzen;
und droben aus dem Himmelstor
sah mit großen Augen das Christkind hervor.
und wie ich so strolcht durch den finsteren Tann,
da rief's mich mit heller Stimme an:
Knecht Rupprecht, rief es, alter Gesell,
hebe die Beine und spute dich schnell!
Die Kerzen fangen zu brennen an,
das Himmelstor ist aufgetan,
Alt und Junge sollen nun
von der Jagd des Lebens einmal ruhn;




Angekündigt hatte sich per Handzettel der gute alte Nikolaus, dann wurde es allmählich dunkel in Bechtsbüttel, es kamen immer mehr Kinder auf den dreieckigen Dorfplatz, und was geschah sonst? Da war die Ecke beim alten Feuerwehrgerätehaus mit dem Pavillon vor dem Tor, darin war es Dank einer Gasheizung bei den Festzeltgarnituren angenehm warm. Daneben Flutlichstrahler, die 2 Bratwurstgrills und die Doppelfritteuse beleuchteten. Dort fanden die Krakauer und Thüringer Bratwürste schon mal reißenden Absatz. Der Tannenbaum stand immer noch im Dunkeln, es zog so manches Kind in seine Nähe - wenn überhaupt noch, dann würde hier das Entscheidende passieren. Und tatsächlich, es kam ein Glühwürmchen angeflogen, nein, es war ein kleines goldenes Lämpchen, darunter große Augen mit einem langen weißen Bart. Da zog doch der Arm von dem weiß geränderten Rotkittel noch ein Wägelchen hinter sich her, kein Rentier, keine Kutsche, keine prächtige Aufmachung mit Lichterketten, heute eher schlicht. Sofort war er umringt von den Kleinen, die ihre Köpfe in den Nacken legen mussten, um Blickkontakt mit dem großen Mann mit Bart und Kapuze aufzunehmen. Der Baum war zwar kleiner als in den letzten Jahren, aber schön gewachsen, er war gerade rechtzeitig -diesmal von der Gemeinde- angekommen und von der Feuerwehr aufgestellt worden. Nun gingen die Kerzen am Baum an - da konnte man eindeutig erkennen, dass hier Knecht Ruprecht stand. Der alte Nikolaus war wohl indisponiert und hatte seinen jüngeren Ersatzmann geschickt. Die Altersabteilung der Feuerwehr war den Wichteln zur Seite gesprungen, so war das Säckel auf dem Wagen gut gefüllt. Knecht Ruprecht erklärte, er käme vom Wald her, ja das stimmt wohl, Waldweg, daran liegt das FW-Gerätehaus, dann An der Forst, Thuner Weg, zum Tannenbaum, der Weg war klar nachvollziehbar auf dem Straßenplan des Dorfes. Da stand er nun, sprachs, ließ ein Liedchen singen, gab sich mit dem "O Tannenbaum"- Gesang offenbar zufrieden, und endlich: er griff in den großen Sack und alle Kinder bekamen von ihm eine Tüte mit leckerem Inhalt. Das dauerte seine Zeit, aber sie wurde niemand zu lang. Ein Kleinkind schrie vor Glück, als die Tüte gereicht wurde, oder war es doch Angst vor dem Fremden? 2 Mädchen trauten sich, vor dem Baum ein Gedicht aufzusagen, dann packte Knecht Ruprecht die für ihn gemalten Bilder auf seinen Handwagen und zog von dannen, mit sichtlich noch nicht ganz geleertem Sack - wohl zum nächsten Einsatzort.
Die Tüten waren gut zugebunden, so konnten sich die Kinder noch etwas länger auf den süßen Inhalt freuen. 3 Tage nach Vollmond war der Himmel noch hell genug für den Heimweg bei milden 5°C, egal wie spät er angetreten wurde, denn im alten Gerätehaus war noch lange nicht Schluss. Und der Glanz der Kerzen am Baum in der Dorfmitte kündete von der Adventszeit - erinnerte aber auch -brandaktuell- an die Geschichte des Paares auf der Durchreise, das keine Herberge fand, nur den kleinen Stall zu Bethlehem. 





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